26.07.2002 | Reportage | Ulrike Philipp

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Die guten Geister hinter den EM-Kulissen
Wenn vom 6.-11. August die besten Athleten Europas um Medaillen kämpfen, haben auch die 3.000 freiwilligen Helfer sehr viel zu tun: Sie sorgen unentgeltlich hinter den Kulissen dafür, dass dieses Riesen-Leichtathletik-Spektakel für alle Beteiligten - Athleten, Betreuer, Medien, VIPs und Funktionäre - reibungslos über die Bühne geht. Die Schüler und Studenten unter den Volontären opfern eine Woche ihrer Sommer- bzw. Semesterferien und die Berufstätigen nehmen sich mindestens fünf Tage frei. Warum legen diese Event-Junkies nicht die Füße hoch und machen Urlaub, sondern gehen dieser manchmal recht stressigen Aufgabe nach? leichtathletik.de stellt Ihnen vier dieser guten Geister, ihre Motivation und Aufgabengebiete vor.
 

Otto Zelger ist Leichtathlet durch und durch
Alles dreht sich um die Leichtathletik

Der Abteilungsleiter Leichtathletik des TSV München Ost ist bei Münchner Sportlern bekannt wie ein bunter Hund. Otto Zelger begnügt sich nämlich nicht mit diesem Amt, sondern ist auch Trainer, Übungsleiter und - da im wirklichen Leben Sportmediziner an der Technischen Universität - Verbandsarzt des Bayerischen Leichtathletikverbandes. Da lag es nahe, dass das Organisationskomitee den waschechten Münchner bat, während der Europameisterschaften die medizinischen Dienste zu koordinieren. In dieser Funktion wird der 41-Jährige sein Sprachtalent - er spricht fließend Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Russisch - ausleben. „Während dieser Woche möchte ich Kontakte zu den Mannschaftsärzten aus ganz Europa knüpfen.“ Ob ihm neben den Einsätzen und Wachdiensten noch Zeit bleibt, die Wettkämpfe zu verfolgen? Da ist Otto Zelger optimistisch: „An manchen Tagen wird es mir hoffentlich zwischen 17 und 21 Uhr gelingen.“

Viel Zeit für Kühlschrank Marathons


Kirsten Moll und Hans Wimmer fiebern der EM entgegen
Mit seinen 62 Jahren ist Hans Wimmer einer der Oldies unter den Volonteers. Der gebürtige Oberbayer hatte von einer Vereinskollegin erfahren, dass das OK noch Helfer sucht und wird während der EM die Kühlschränke, die im Stadion, auf den Aufwärmplätzen, in Medienzentrum, in den VIP-Bereichen und im Athletendorf aufgestellt sind, mit Sponsorengetränken auffüllen. Als Marathonläufer besitzt er die für diese Aufgabe notwendige Ausdauer und sieht dem Großereignis gelassen entgegen:“ Ich lasse mich überraschen, was diese Woche für mich bereithält. Aus der Ruhe bringt mich nix mehr.“ Seine Motivation? „Als Rentner habe ich viel Zeit, außerdem interessiere ich mich sehr für Leichtathletik.“

Den Vorbildern nahe sein

Kirsten Moll ist Wiederholungstäterin. Die 36-Jährige hat bereits 1999 beim Grand Prix Finale und 1998 beim Europacup als Kampfrichterin im Olympiastadion internationale Luft geschnuppert. Dieses Jahr ist die Arzthelfern und OP-Schwester für den Hoch-, Stabhoch- und Weitsprung zuständig und freut sich, Vorbilder wie Heike Drechsler, Ingo Schultz oder die Rockmeier-Zwillinge hautnah zu erleben. Als sie von der Kampfrichtervereinigung des Bayerischen Leichtathletikverbandes gefragt wurde, ob sie bei der EM helfen wolle, überlegte die Mittelstrecklerin nicht lange. In zwei Schulungen wurde sie seither auf ihre wichtige Auf
gabe vorbereitet, darüber hinaus ist die gebürtige Pfälzerin jährlich bei rund zehn Veranstaltungen als Kampfrichterin tätig, um in Übung zu bleiben. Kirsten Moll wünscht sich, dass Kampfrichter und Athleten gut auskommen und zusammenarbeiten werden.

Francis Tchamda - ein Kameruner für Belgien


Une semaine pleine d´ambiance - eine stimmungsvolle Woche

Unter den Mannschaftsattachés fällt Francis Tchamda wegen seiner dunklen Hautfarbe auf. Der Kameruner wird das belgische Team betreuen und freut sich riesig darauf. In drei Schulungen im März, Mai und Juli erfuhren die 80 Team Attachés alles über Mannschaftsankunft und -abreise, Athletendorf, Akkreditierung, Trainingsstätten und OK-Ressorts. Der Hobbyläufer weiß, dass die Tage mit den belgischen Sportlern trotz der intensiven theoretischen Vorbereitung sehr stressig werden. Francis Tchamda ist gespannt auf die Atmosphäre im ehemaligen Olympischen Dorf und hofft, dass keiner seiner 60 Athleten Starallüren hat oder eingebildet ist. Der 31-Jährige möchte möglichst viel Zeit mit seiner Mannschaft verbringen, die Sportler näher kennenlernen und natürlich Spaß mit ihnen und seinem Co-Attaché haben - beispielsweise in der Disko oder dem Biergarten des Athletendorfes.

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